Der Sommer 2009 war im Osten Österreichs durch besonders viele Starkregenereignisse gekennzeichnet. Auf ein Dauerregenereignis im Juni folgte bis in den Juli hinein eine Serie mit sehr intensiven gewittrigen Starkregen, die in Zusammenhang mit den hohen Bodenfeuchten zu teils extremen Überschwemmungen führten. Wien und seine nähere Umgebung wurden von diesen Starkregenereignissen weitgehend verschont, dennoch gab es auch hier ein paar markante Ereignisse.
Das erste markante Hochwasser im Sommer 2009 trat in Zusammenhang mit einem Dauerregenereignis vom 22. auf den 23. Juni auf. Dieses brachte dem Westen Wiens Tagesniederschlagssummen bis knapp 100 Liter pro m². Am Wienfluss wurde die maximale Wasserführung am Morgen / frühen Vormittag des 23. Juni erreicht. Nachfolgende Aufnahme zeigt den Wienfluss zu diesem Zeitpunkt in Wien - Ober Sankt Veit (damals gab es an dieser Stelle noch nicht den Wientalradweg im Flussbett).
Dieses Hochwasserereignis wurde durch ein über dem Wienerwald in Richtung Nordost-Südwest ziehendes Gewitter ausgelöst. Das Gewitter brachte im Einzugsgebiet des Wienflusses besonders im Raum Tullnerbach und Pressbaum größere, wenn auch wahrscheinlich keine extremen Niederschlagssummen. Bei den starken Anstiegen an den betroffenen Bächen spielten hier vor allem die großen Bodenfeuchten eine wichtige Rolle. Dagegen traten im Einzugsgebiet der kleinen Tulln teils auch sehr hohe Niederschlagsintensitäten auf. Es dürfte in diesem Gebiet zum Teil extreme Sturzfluten gegeben haben. In Wien selbst fiel dagegen nur wenig Regen.
Bedeutende Hochwasserereignisse traten im Wienflusseinzugsgebiet an Brenntenmaisbach, Wolfsgraben Bach und Tullner Bach auf, wahrscheinlich aber auch in Teileinzugsgebieten der Kalten Wien. Zumindest am Brenntenmaisbach dürfte das Ereignis sturzflutartig abgelaufen sein.
Auf dem nachfolgenden Foto ist der Hochwasser führende Wolfsgrabenbach knapp oberhalb der Mündung in den Wienerwaldsee zu erkennen. Das Foto wurde in etwa eine halbe Stunde nach dem Maximum (Maximum zwischen 18:15 und 18:45) aufgenommen. Die Durchflussmenge war zu diesem Zeitpunkt schon um mehrere Kubikmeter pro Sekunde zurückgegangen:
Alle weiteren Aufnahmen zeigen den Wienfluss ungefähr zum jeweiligen Zeitpunkt des maximalen Wasserstandes. Dieser wurde in Untertullnerbach zwischen 19:15 und 19:45 und in Purkersdorf zwischen 19:45 und 20:30 erreicht.
Nachfolgend eine Aufnahme des hochwasserführenden Wienflusses bei Untertullnerbach. Das in diesem Bild erkennbare Schild "Betreten auf eigene Gefahr" bezieht sich auf eine an dieser Stelle normalerweise über den Fluss führende kleine Brücke:
Die beiden nächsten Fotos zeigen den Wienfluss in Purkersdorf. Am ersten Foto ist am linken Bildrand mein damaliges Fahrrad zu erkennen:
Da Gablitz- und Mauerbach - für gewöhnlich sehr bedeutende Zubringer für den Wienfluss - nur wenig Hochwasser führten, nahm die Jährlichkeit des Hochwasserereignisses von Purkersdorf, beziehungsweise Wien-Mariabrunn abwärts deutlich ab. Nachfolgende Abbildung zeigt das Hochwasser in Wien-Hütteldorf mit dem überschwemmten Wientalradweg (im Bild rechts):
Obwohl die Hochwasserspitze in Wien nicht besonders war, so war die Geschwindigkeit des Anstiegs auch am westlichen Stadtrand noch beeindruckend was die nachfolgenden beiden Fotos verdeutlichen. Zwischen den Aufnahmezeitpunkten der Bilder liegen ziemlich genau 2 Stunden:
Am frühen Nachmittag des 6. Juli gab es im Zuge eines Gewitters erneut Hochwasser an den Bächen im Westen Wiens. Von den nachfolgenden Gewittern am mittleren Nachmittag war aber Wien und seine nähere Umgebung nur am Rande betroffen, während in der Gegend um St. Pölten, sowie im westlichen Wienerwald sehr heftige Starkregen mit Sturzfluten an zahlreichen Bächen und Flüssen (v. a. Perschling und Große Tulln) auftraten. Besonders intensiv fielen die Starkregenfälle in einem Gebiet von Neustift-Innermanzing bis Altlengbach aus. Wieder einmal lagen keine Wetterstationen im betroffenen Gebiet, Niederschlagsmengen von mehr als 70 Litern pro m² in weniger als einer Stunde (der Großteil innerhalb von einer halben Stunde) erscheinen aber als wahrscheinlich. Auch bei diesem Ereignis haben die hohen Bodenfeuchten durch vorangegangene Starkregen eine Rolle gespielt.
Am 23. Juli gab es schließlich noch einmal ein bemerkenswertes Starkregenereignis. Dieses brachte in Wien zwar keine großen Gesamtmengen, aber doch recht hohe kurzfristige Niederschlagsintensitäten. Im Nordwesten Wiens und im nordöstlichen Wienerwald fielen lokal mehr als 30 Liter pro m² Niederschlag in weniger als 20 Minuten. In Wien-Neustift wurden vom Hydrographischen Dienst 31.4* Liter pro m² in 15 Minuten gemessen. Auf Grund der kurzen Niederschlagsdauer waren aber in erster Linie kleine Einzugsgebiete und Gebiete mit hoher Bodenversiegelung von Sturzfluten betroffen. Überschwemmungen gab es vor allem im nordwestlichen Stadtgebiet (z.B. Gentzgasse, Währinger Straße). Über den Wienerwald zog ein Tornado der Stärke T4° (~ 200 km/h), und ein weiterer T3-Tornado° (~ 150-180 km/h).
* BMLFUW, 2011, Hydrographisches Jahrbuch von Österreich 2009. - Wien.
° European Severe Weather Database - ESWD:
http://www.essl.org/cgi-bin/eswd/eswd.cgi (Zugriff: 06.2014)
>> Starkregen- und Hochwasserserie 2008 - 2011
>> Überschwemmungen im Jahr 2010
>> Maximal gemessene Niederschlagssummen im Großraum Wien von 2002 - 2013
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